Wenn wir in unserer Alltagssprache von Charisma reden - einer charismatischen Persönlichkeit,
einem charismatischen Politiker, einer charismatischen Rednerin - dann benennen wir damit
eine Dimension dieser Persönlichkeit, die sie auffällig aus der Masse der Menschen
hervorstechen lässt.
Der Apostel Paulus hat einen ganz anderen Charisma-Begriff. Er geht davon aus,
dass jeder Mensch "begabt" ist, dass jedem Fähigkeiten gegeben sind, die er zum Nutzen aller
einsetzen kann. Und indem er sie so einsetzt - und erst dann (!), werden sie zum Charisma, zur
geschenkten Gnadengabe bzw. Geistesgabe Gottes, die dem Aufbau der Gemeinde dient und allen
nützt.
Charismenorientierte Pastoral, charismenorientierter Gemeindeaufbau - das wäre für viele
Gemeinden und ihre Haupt- und Ehrenamtlichen ein ziemlicher Paradigmenwechsel. Denn nicht
mehr eine von wem und
wie auch immer definierte Norm steuert dann die Aktivitäten der Gemeinde, sondern die
vorhandenen und eingebrachten Charismen als die wichtigste aller Ressourcen. Welche Entlastung!