Das Lied der Lieder

"Ja, schön bist Du, meine Freundin"

Das Lied der Lieder - Erotik pur in der Bibel

Schir ha schirim, Lied der Lieder nennt die Hebräische Bibel das Hohelied - und hebt es schon durch diesen Titel wie mit einem Leuchtstift hervor. Zu Recht! Denn obwohl der biblischen Überlieferung nichts Menschliches fremd ist (im Positiven wie im Negativen), wird hier die Macht der erotischen Liebe in einzigartiger Weise entfaltet. Ganz anders als in Gen 3,16, wo das sexuelle Verlangen bei der Vertreibung aus dem Paradies als "Fluch der bösen Tat" gedeutet wird, ist es hier stimulierende Kraft, geheimnisvolle, unbändige Dynamik.

Diese Liebe entspringt aus der tiefsten Mitte des Menschen: der Seele, dem Inbegriff seiner Personalität: "Den meine Seele liebt", so heißt es mehrfach. Und sie hat das Recht auf ihre eigene Zeit und ihren geschützten Raum. Sie hat ihre "Hoch-zeiten" und ihre "Not-zeiten"; auch Letzteres wird nicht unterschlagen.

Und wie kommt so ein Text in die Bibel? Wo ist sein theologischer Sinn und Zweck? Oft wurde er ja allegorisch auf die Liebe Gottes zu seinem Volk gedeutet. Aber das gibt der Text kaum her - und er braucht solche Klimmzüge auch gar nicht ...


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